Joyland, load shedding und was sonst noch so passiert ist

"Good morning teacher...ähm...Hanna...Joana...?!" Bis die Kinder seit Donnerstag meinen Namen zumindest mehr oder weniger aussprechen konnten, wurde ich letzte Woche jeden Morgen etwa so begrüßt. Im Moment arbeite ich jeden Tag von acht Uhr bis etwa halb eins im Kindergarten, was ich auch die kommende Woche noch tun werde. Obwohl es teilweise relativ anstrengend ist, macht es echt Spaß. Nach ein paar Tagen konnte ich dann auch die Namen – zumindest von den Kindern aus "meiner" Gruppe - , sodass ich nun wenigstens vernünftig mit ihnen schimpfen kann ;-) Hier ist es im Kindergarten so, dass die Kinder viel mehr lernen als in Deutschland (zumindest kann ich mich nur daran erinnern im Kindergarten gespielt zu haben), sodass wir jeden Tag einen relativ vollen Zeitplan haben. Zum Glück hat Faith, die eigentlich in dieser Gruppe arbeitet, schon alle Arbeitsblätter (es geht z.B. darum Formen, Farben oder Tiernamen zu lernen) vorbereitet. Letzte Woche habe ich dort zusammen mit Stef gearbeitet, die ich schon vorher aus der Jugendarbeit in der Gemeinde kannte, was sehr lustig war. Außerdem wird es nie langweilig, da die Kinder uns immer wieder "nette" Überraschungen bereiten wie verbotenerweise auf einen Baum zu klettern und dort festzustecken oder die Schere statt für die Ausschneideformen einfach mal für ihre Haare zu nutzen. Heute durfte ich etwa eine Stunde in ihrem "Friseursalon" verbringen (da ich im Gegensatz zu einigen der anderen Kindergärtnerinnen relativ lange, europäische Haare habe, bin ich für diesen Job leider ziemlich gut geeignet) und habe jetzt das Gefühl, als hätte ich am Ende dieser Woche keine Haare mehr, wenn es so weitergeht.

 

Letzten Mittwoch war dann auch endlich das Riverbank concert, die Theateraufführung der Grundschule. Dafür hatten die Kinder schon seit Wochen sehr viel geprobt und vorbereitet und waren dann auch dementsprechend aufgeregt. Da wir einige von den Kindern kennen, haben wir uns natürlich auch eine Karte gekauft um das concert in der Kirche, die sie ebenfalls mit sehr viel Aufwand und Kreativität geschmückt hatten, anzuschauen. Außerdem wollten wir "unseren" Elefanten im Einsatz sehen ;-) Obwohl natürlich nicht alles perfekt war, war es doch eine sehr schöne und lustige Aufführung und man hat auf jeden Fall gesehen, dass sich alle viel Mühe gegeben haben.

 

Ansonsten hatten wir letzte Woche noch Stromausfall. Es passiert hier öfters, dass es "load shedding" gibt, der Strom also absichtlich abgestellt wird um das Netzwerk zu entlasten. Das dauert meist etwa zwei Stunden, ist also nicht weiter schlimm. Als dann Donnerstagnachmittag auf einmal das Licht ausgegangen ist, haben wir daher auch fest damit gerechnet, dass der Strom Abends zurückkommen würde. Von daher haben Lena, Lerato (sie war Donnerstagabend bei uns zu Besuch) und ich auch die ganze Zeit darauf gewartet, etwas zum Abendessen kochen zu können. Gegen neun - nachdem wir schon ungefähr drei Stunden bei Kerzenlicht in unserem Wohnzimmer verbracht hatten - haben wir dann eingesehen, dass es heute vielleicht doch nichts mehr wird und haben uns zum braaien entschlossen. Glücklicherweise haben wir es alle geschafft, in der dunklen Küche das Gemüse vorzubereiten ohne unsere Finger gleich mit abzuschneiden. Keine von uns hatte jemals vorher selbst gegrillt, aber nachdem wir dann einfach einen Topf in die Kohlen gestellt haben, ging es doch irgendwie ;-) Freitagmorgen mussten wir dann ein bisschen schockiert feststellen, dass es immernoch keinen Strom gab und - da wir kein Fenster im Bad haben – mit einer Taschenlampe duschen gehen. Morgens wurde uns dann auch mitgeteilt, dass es diesmal wohl kein load shedding war, sondern der Transformator für unser Gebiet gebrannt hat und es somit wahrscheinlich auch noch etwas dauern würde, bis der Strom zurückkommt.Weil die Pumpe im Wasserturm natürlich auch Strom braucht, ist dann auch das Wasser immer weniger geworden, wehalb wir vorsorglich sämtliche Töpfe und Schüsseln in unserer Küche gefüllt haben. Die haben wir dann zum Glück aber doch nicht gebraucht. Da es uns allen ohne Strom doch relativ langweilig war (wenn man daran gewöhnt ist, immer welchen zu haben, fällt einem irgendwie gar nicht auf, wie sehr man eigentlich von ihm abhängig ist), sind Freitagnachmittag spontan (da fast niemand von uns mehr ein funktionierendes Handy hatte, haben sie einfach darauf spekuliert, dass wir da sind) ein paar Freunde vorbeigekommen, sodass wir auch nicht den ganzen Abend allein im Dunkeln (im Moment ist es hier spätestens um halb sieben stockdunkel) sitzen mussten. Außerdem haben wir dann noch auf dem Gasherd in der Kirche unser ganzes Fleisch eingekocht, da ja schließlich auch der Kühlschrank schon seit Donnerstagnachmittag nicht mehr funktioniert hat. Samstagmorgen bin ich dann aufgestanden ohne überhaupt auszuprobieren, ob der Strom wieder geht, weil ich schon damit gerechnet habe, dass er noch nicht funktioniert. Dafür habe ich mich dann aber umso mehr gefreut, als mir jemand Bescheid gesagt hat, dass wir wieder Strom haben. Auch wenn ich das jetzt nicht unbedingt jede Woche brauche, war es doch mal eine ganz spannende Erfahrung.

 

 

Von Mittwoch bis heute war auch noch Anna da, die vor einigen Jahren hier Freiwillige war und dieses Wochenende für eine Hochzeit gekommen ist. Sie hatte eigentlich schon Freitag Geburtstag, aber da das Kuchenbacken ohne Ofen ja doch etwas schwierig ist, konnte sie ihren Kuchen leider erst gestern bekommen. Obwohl er eine kleinere Herausforderung für uns war (es ist gar nicht so leicht sowohl glutenfreie als auch vegane Rezepte zu finden, für die man die Zutaten dann auch noch hier bekommen kann), ist er am Ende doch ganz gut geworden und hat sogar den Kindern geschmeckt.

 

Seit gestern ist nun auch Muriel hier, die das ganze Jahr mit uns verbringen wird :-)

 

 

Ganz liebe Grüße nach Deutschland, freut Euch an Eurem (fast) nie ausbleibenden Strom und dem wunderbar fließenden Wasser ;-)

 

Johanna

 

 

 

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