Ein Lebenszeichen

Um zuerst mal die existenziellen Fragen vorwegzunehmen:

-Ja, ich lebe noch.

-Mir geht es gut.

-Nein, ich habe Euch nicht vergessen, wir hatten bloß kein WLAN.

 

Ok, da wir das jetzt geklärt haben, nun also von Anfang an ;)

Letzten Mittwoch bin ich also gemeinsam mit Hannah, einer Mitfreiwilligen, von Münster aus zum Flughafen nach Frankfurt gefahren. Zum Glück haben wir dort unseren Treffpunkt trotz anfänglicher Orientierungslosigkeit und ziemlich schwerem Gepäck recht schnell gefunden. Es war sehr schön, all die anderen Freiwilligen wiederzusehen und die Vorfreude ist dadurch auch noch gewachsen. Ich war ziemlich froh, dass mein Gepäck beim Wiegen zum Glück sogar etwa 600 Gramm zu leichter als erlaubt war und ich nicht noch auf dem Flughafen irgendwas umpacken musste (nicht, dass ich hätte umpacken können – mein Handgepäck war sowieso schon zu schwer ;-) ). Vor den Sicherheitskontrollen war ich dann doch ganz schön aufgeregt und musste dann natürlich auch prompt sowohl meine Schuhe ausziehen als auch mein komplettes Handgepäck auspacken. Nachdem ich mich schon wie ein Schwerverbrecher gefühlt habe, stellte sich dann zum Glück heraus, dass die Fluggesellschaft wohl nur eine andere Meinung über Zahnpasta als Flüssigkeit hat als ich. Letzendlich bin ich dann ohne Zahnpasta ins Flugzeug gestiegen, was mir bis jetzt aber auch keine größeren Schwierigkeiten bereitet hat :-)

Der Flug war dann ziemlich schlaflos und langweilig, sonst aber ganz in Ordnung.

Das erste, was wir von Afrika gesehen haben, war ein unglaublicher Sonnenaufgang (es sieht wirklich so aus, wie man es von Bildern oder Postkarten oder sowas kennt ;-) ).

 

Nachdem wir dann morgens um sieben in Johannesburg gelandet waren, sind die anderen Freiwilligen alle gemeinsam zum On-Arrival-Seminar gefahren, während Lena und ich direkt von Jochen (dem Pastor der Gemeinde, in der wir arbeiten) abgeholt wurden. Als wir hier angekommen sind, hat Jochen uns erstmal das Gelände gezeigt und uns einige Menschen vorgestellt (die meisten ihrer Namen habe ich mir leider bis heute nicht merken können und viele kann ich noch nichteinmal aussprechen). Danach hatten wir eigentlich etwas Zeit um uns auszuruhen, haben stattdessen aber lieber unsere Schränke eingeräumt und unser Zimmer mit Fotos "tapeziert", sodass ich von Mittwochmorgen bis Donnerstagabend etwa eine Stunde geschlafen habe.

 

Mittags haben wir dann direkt im Homework-Center geholfen, eine Art Hausaufgabenbetreuung, zu der Kinder von verschiedenen Grundschulen (Klasse 1-7) kommen. Dabei bekommt jeder von uns eine Tischgruppe mit drei bis acht Kindern unterschiedlichen Alters zugeteilt, denen wir dann mehr oder weniger bei den Hausaufgaben helfen sollen. Am Donnerstag hatte ich natürlich ungefähr keine Ahnung, worauf ich achten muss und da ich bis jetzt leider kein Wort Afrikaans spreche (nur die Wochentage kann ich mittlerweile :-) ), war ich jetzt auch nicht gerade geeignet, den Kindern Wörter auf Afrikaans zu diktieren, um mit ihnen die Rechtschreibung zu üben. Im Gegensatz zu mir wussten die Kinder allerdings ziemlich genau, was ich zu tun habe. Während einige die Chance natürlich sofort genutzt haben und mir erzählt haben, sie hätten heute keine Hausaufgaben auf und dann spielen gegangen sind, bevor ich diese doch recht unglaubwürdige Aussage überprüfen konnte, haben andere mich mit einem freundlichen "teacher, you have to do it like this" über meine Aufgaben aufgeklärt.

 

Abends war dann noch Bandprobe, wo Lena und ich mitgespielt haben. Auch wenn ich nicht alles mitspiele und noch ziemlich überfordert bin, da ich bisher immer strikt nach Noten und niemals nur mit Akkorden gespielt oder improvisiert habe, hat es sehr viel Spaß gemacht und wir haben dann auch direkt Freitagabend im im Worship bei Youth und Sonntags im Gottesdienst mitgespielt.

 

Anschließend waren wir dann noch zum Braai bei Jochens Familie eingeladen (in Deutschland würde man "grillen" sagen, aber die Südafrikaner bestehen darauf, dass man beim braaien im Gegensatz zum grillen richtiges Fleisch isst ;-) ). Ich schätze, ich habe in meinen paar Tagen hier schon mehr Fleisch gegessen, als in den letzten 10 Jahren zusammen (Gelegenheitsvegetarierin und so ;-) ), und ich muss widerwillen zugeben, dass es gar nicht sooo schlecht geschmeckt hat.

 

Freitag haben wir dann morgens kurz in Joyland, dem Kindergarten hier, mitgeholfen. Die Kinder sind total niedlich, aber auf Dauer echt anstrengend, da man davon ausgehen kann, dass -sobald man das Gelände betritt- immer mindestens fünf bis zehn Kinder an einem zerren und einem irgendetwas zeigen, mit einem spielen oder irgendwo hochgehoben werden wollen. Da die Kinder die meiste Zeit draußen sind und der Boden hier ziemlich trocken und voll mit rotem Sand ist, ist man dann auch spätestens nach fünf Minuten von oben bis unten schmutzig, was die Kinder einem dann natürlich auch noch erklären müssen ("teacher, your trousers are so dirty, can your Mama wash them?" ;-) ).

 

Abends war dann noch Youth, die Jugendgruppe der Gemeinde für 13-18-jährige Jugendliche. Letzte Woche waren etwa 70 Jugendliche hier, was ich echt viel fand, auch wenn es im Vergleich zu sonst scheinbar ziemlich wenige waren.

 

Samstags ist unser freier Tag und wir sind mit Carmen (Sie ist noch die nächsten zwei Wochen hier und hat in der Gemeinde ein halbjährliches Praktikum für ihr Studium gemacht. Ich bin ziemlich froh, dass sie noch da ist, da wir so jemanden haben, der uns alles zeigen und erklären kann.) mit einem Minitaxi (das ist ein bisschen wie ein Bus nur ganz anders, aber dazu vielleicht ein andermal mehr ;-) )die Stadt gefahren. Dort waren wir auf dem Neighbourgoodsmarket, auf dem es echt unglaublich viel unglaublich interessantes Essen gibt. Lena und ich haben uns vorgenommen, den Markt auf jeden Fall noch öfter zu besuchen, weil wir gar nicht so viel auf einmal essen konnten, wie wir es gern getan hätten.

 

Sonntags war dann morgens halt Gottesdienst (der ist hier echt anders, als ich es von deutschen Gottesdiensten kenne, aber darüber werde ich bestimmt nochmal was schreiben) und danach haben wir eigentlich den ganzen Nachmittag mit den Fosterkids (das sind acht Kinder, die hier mit zwei Pflegemüttern leben und von der Gemeinde unterstützt werden) gespielt.

 

Ansonsten geht es mir hier echt gut, die Leute sind alle sehr lieb, bei uns in der Wohngegend kann man relativ sicher auf der Straße rumlaufen und es gibt ziemlich viel gutes Essen :-)

 

Ganz viele liebe Grüße aus dem Winter (der wahrscheinlich immernoch sonniger ist als Euer Sommer, auch wenn es heute echt kalt war (man brauchte draußen sogar eine Jacke ;-))),

 

Johanna

 

 

 

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